Studie zu Googles Datensammlungsstrategien

Datensammelwut von Google, © Frank-Thorsten Moll, 2022

Zugegeben, die Studie von Professor Douglas C. Schmidt, Professor für Computerwissenschaften an der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee (USA) stammt aus dem Jahr 2018 und ist in Internetzusammenhängen schlichtweg als alt – sogar sehr alt – zu bezeichnen. Dafür ist sie aber auch eine sehr umfassende und grundlegende Studie, die einen wichtigen Aspekt der Datensammlungsstrategie Googles in den Fokus genommen hat, die sonst oft vergessen wurde. Prof. Schmidt und sein Team analysierten nämlich auch, was zum Beispiel Android-Smartphones im Ruhezustand, oder wenn noch nicht einmal eine Google-App aktiviert ist, an die Server ins Silicon Valley überträgt. In der Studie werden die Ergebnisse wie folgt zusammengefasst:

“Both Android and Chrome send data to Google even in the absence of any user interaction. Our experiments show that a dormant, stationary Android phone (with Chrome active in the background) communicated location information to Google 340 times during a 24-hour period, or at an average of 14 data communications per hour.”

Dass Android-Phones und der Chrome-Browser derart viele Nutzer:innendaten sendet, wäre allein schon erschreckend genug, die Forscher:innen konnten jedoch herausfinden, dass Standortdaten nur 35 % aller Daten ausmachen, die auf diese Art gesammelt werden. Alle weiteren Daten geben Auskunft darüber, mit welchen Seiten interagiert wird, wie lange man die eine oder die andere Seite nutzt, welche Informationen man sich wie beschafft, was man liest. Wie exzessiv Google es mit seiner Datenbeschaffung übertreibt, zeigte dieselbe Analyse eines Apple iOS Smartphones und des Safari-Browsers, die überhaupt keine Daten senden, wenn das Gerät, bzw. der Browser nicht in Nutzung ist.

“In contrast, a similar experiment showed that on an iOS Apple device with Safari(where neither Android nor Chrome were used), Google could not collect any appreciable data (location or otherwise) in the absence of a user interaction with the device.“

Ob dies heute – über vier Jahre später – auch noch so ist, wage ich zu bezweifeln, aber immerhin belegt es die häufig wiederholte These, dass Apple die Privatsphäre ihrer Kund:innen schon allein deshalb mehr respektiert, weil ihr Kerngeschäft der Verkauf von Geräten und weniger der Verkauf von Daten und Software darstellt.

Doch zurück zu Google. Bisher sprachen wir nur über deren Datensammlungsstrategie, im Fall der Inaktivität des Smartphones oder des Browsers. Ungleich hungriger wird der Google-Apparat, wenn das Gerät benutzt wird. So wurden Standortdaten allein 1.4-mal häufiger vom Android-Phone zu Google gesendet. Der Witz daran ist, dass man dazu noch nicht einmal eine klassische Google-App aktivieren muss. Es genügt, dass Google Analytics, DoubleClick und AdWords aktiv sind und schon sind alle unsere Aktionen Teil einer Datensammlung. 2018 – zum Zeitpunkt der Analyse – sendete ein Androidphone 11,6 MB an Daten pro Tag zu Google. Das entspricht 0,35 GB im Monat. Sie denken, das ist nicht viel? Zum Vergleich: Dieser Text als Word Dokument gespeichert ist gerade einmal 40,7 kB „schwer“ und der 55-seitige Bericht auf den ich mich hier beziehe 4,6 MB. Google erhält also mehr als 2x soviel Daten von uns – und zum größten Teil ohne unsere Einwilligung – wie der Forschungsbericht über diese Praxis selbst hergibt.

Wer jetzt zufrieden auf sein iPhone schaut, den muss ich leider enttäuschen, denn die Vormachtstellung Googles erlaubt es ihnen auch die Daten der Apple-User:innen auszulesen. Zwar nicht in derselben Dichte und Intensität wie von Android-Geräten, aber immerhin annähernd die Hälfte davon.

“In this experiment, the total magnitude of data communicated to Google servers from an iOS device is found to be approximately half of that from the Android device.”

Die Lösung liegt also nicht nur im Vermeiden von klassischen Google-Produkten, wie deren Suchmaschine und Gmail. Vielmehr sollte man:frau sich bewusst für ein entgoogeltes Smartphone, wie z.B. ein Murena-Phone oder zumindest für ein iPhone entscheiden, ein VPN, oder noch besser, den Tor-Browser benutzen.

Frank-Thorsten Moll, 2024

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