Ihr Konto wurde gesperrt ... die Macht der großen Anbieter
Kontosperrung, © Frank-Thorsten Moll, 2022
Die Nachrichten über unbegründete aber dennoch durchgeführte Sperrungen von Google oder OneDrive Accounts häufen sich. Grund dafür sind die automatisierten Scans, die Accounts von Nutzer:innen nach kinderprornografischem oder anderweitig kriminellen Inhalten durchsuchen.
Heute lese ich auf heise.de über die Sperrung eines Microsoft-Accounts eines Users, der kurz zuvor seine Familienfotos in der Cloud sortiert hatte. Anschließend bekam er wegen Verletzung des Geschäftsvertrags die Sperrung kommuniziert. Die Nachricht „Ihr Konto wurde gesperrt“ hat natürlich weitreichende Auswirkungen und häufig auch finanzielle Folgen, wenn sich z. B. wichtige Informationen, Geschäftspiere oder private Archive auf dem Account befanden.
Die Betroffenen fallen zumeist wegen privater Fotos ihrer Kinder auf, die sie auf Smartphones, Festplatten oder in der Cloud gespeichert haben. Manchmal reicht ein unbekleidetes Kleinkind, um in den Verdacht zu geraten, Kinderpornografie im Netz zu verbreiten.
Was dann passiert, kann unangenehme Folgen haben. Eine Sperrung aller digitaler Daten kommt nämlich einem digitalen Totalverlust gleich. Kommt es, wie speziell in den USA, wo derlei Funde automatisiert an eine Behörde weitergeleitete werden, sogar zu einer strafrechtlichen Verfolgung, ist dies selbstverständlich ungleich gravierender, da, selbst wenn, der Verdacht ausgeräumt wird, immer einen Restzweifel an der moralischen Integrität der Person zurückbleibt.
So berichtete Heise-online bereits über die Fälle zweier Väter aus den USA, die wegen Hautausschlägen ihrer Kinder im Genitalbereich Fotos davon an ihre Hausärzte sendeten, um einen ärztlichen Rat zu bekommen. Statt eines Rates wurden sie mit Strafanzeigen und Totalsperrung ihrer Accounts konfrontiert. Unglaublich? Nachzulesen ist dies im selben Artikel, den ich bereits zitiert habe. (Hier ist zudem nachzulesen, wie man am besten als Opfer solcher fälschlichen Sperrungen in Deutschland reagiert.)
Dass wir durch Unterzeichnen der Geschäftsbedingungen mit Google, Dropbox, Microsoft und Co. quasi alle Rechte an unseren Daten abgeben, wird in solchen Fällen überdeutlich. Dass wir als Kund:innen keine Einsicht haben, wie die Algorithmen, die unsere Inhalte durchsuchen, überhaupt funktionieren – sprich: das ganze Verfahren ist komplett intransparent – ärgert daher nicht nur die Betroffenen, sondern alle, denen Privatsphäre ein hohes Gut ist.
Neben derlei rufschädigender und eventuell sogar existenzbedrohender Folgen, sind die privaten Folgen. Verlieren wir unsere Daten, die wir einem einzigen Cloudanbieter (an)vertrauten, verlieren wir unter Umständen alle privaten Fotos der letzten Jahre. Mit den Fotoalben verschwinden dann Teile der Familiengeschichte. Gesperrte Adressbücher verunmöglichen sogar ggf. den Umzug zu neuen Anbietern. Passwörter, Tagebücher, Arbeitsdokumente sind verloren – eventuell unwiederbringlich verloren, denn in einigen Fällen helfen auch die mühsamen Mittel des Einspruchs nicht.
Die beiden Väter kämpfen wahrscheinlich bis heute um ihre Daten oder sie haben den Kampf bereits aufgegeben und bauen sich ihre digitale Geschichte woanders neu auf. Hoffentlich bei einem Anbieter wie Nextcloud, wo man Herr und Frau über seine eigenen Daten sein kann.
Wer sich nicht in der Lage fühlt, selbst einen Server aufzusetzen und zu betreuen, für den:die gibt es mittlerweile sehr gute Angebote für eine gehostete Nextcloud, bei deutschen Anbietern, wie Hetzner, Serverdisounter und anderen. Wer nicht allzu viele Daten verwalten muss, dem empfehle ich die ständig wachsende Angebotspalette Lösung von mailbox.org – einem deutschen Mailprovider, der als besonders datenschutzafin gilt und über eine ständig erweiterte Angebotspalette rund um E-Mail, Adressbuch, Dokumentenbearbeitung etc. verfügt.
Wer der Cloud (nicht zu Unrecht) gar nicht vertraut, dem empfehle ich durch Datensynchronisation zwischen mehreren Geräten (Smartphone, Laptop, PC) den Dienst syncthing. Hier läuft alles die Synchronisation im heimischen Netzwerk und lässt sich erstaunlich gut feineinstellen.
— Frank-Thorsten Moll, 2024 —