Fakten checken ist okay, aber nur dort, wo es dem Geschäft nicht schadet
Facebook und Trump, © Frank-Thorsten Moll, 2022
Verstörende Nachrichten aus den USA gehören zur Tagesordnung. In gewisser Weise werden sie ja bereits so erwartet, vorausgesetzt und als Teil der Erregungsmaschinerie herbeigesehnt, eine gewissen Unaufgeregtheit im Umgang mit derlei Nachrichten ist daher sicher geboten. Eine Nachricht, die heute (16.11.2022) ruchbar wurde, halte ich dennoch für erwähnenswert. Meta, der Mutterkonzern von Facebook, Instagram und WhatsApp, sendete gestern ein Memo an alle seine externen Faktenchecker mit der Aufforderung Nachrichten, die Aussagen von Donald Trump im kommenden Wahlkampf beinhalten, bzw. weitergeben (zur Erinnerung: Trump selbst ist seit dem Sturm auf das Capitol auf Facebook und Twitter gesperrt) nicht mehr auf Fake News zu checken. Der Artikel auf der CNN-Webseite auf den ich mir hier beziehe, stellt dieses Memo in den Kontext einer langen Geschichte der Nicht-Einmischung bei Facebooks. So habe Nick Clegg, seines Zeichens Ex-Politiker und nun im höheren Management von Meta 2019 gesagt: „Es ist nicht unsere Rolle uns einzumischen, wenn Politiker:innen sprechen!“. Was klingt wie: „Wenn der Kuchen spricht, hat der Krümel zu schweigen!“ ist natürlich weniger Zeichen größerer Angst oder gar Respekts vor dem Amt des Politikers, bzw. der Politikerin als Angst um potenzielle Sponsoren und Gefolgsleute im Senat oder Kongress. Meta schreibt in seinem Memo eindeutig, um was es ihnen geht. Sollte Trump für ein politisches Amt kandidieren, was er einen Tag später tatsächlich verlautbarte, dann wäre er nach Meinung der Firma Meta als Politiker zu betrachten und falle als solcher unter oben genanntes Gebot. Andy Stone, ein Sprecher von Meta sagt, bei dem Memo handle es sich um eine „Wiederholung unserer langjährigen Politik“, die „für niemanden eine Neuigkeit sein sollte.“
Dass der kriselnde Gigant, der Hass-Zwietracht und Fake-News zu seinem Geschäftsmodell, bzw. zum Gleitmittel seines Geschäftsmodells gemacht hat, sich die Aufmerksamkeitseffekte, die Donald Trump auf den sozialen Medien generiert, nicht entgehen lassen will, sieht man an den firmeninternen Überlegungen, Trump ab Januar 2023, also pünktlich zu dem Beginn des Wahlkampfes, wieder zu entsperren. Spätestens dann, sollte man über eine Löschung seines:ihres FB-Accounts nachdenken.
— Frank-Thorsten Moll, 2024 —